DIE PRESSE
Fauré: Requiem, Poulenc: Concerto pour orgue, cordes et timbales, Bernstein: Chichester Psalms
Es war, wie es bei der Frankfurter Kantorei immer ist, seit sie mit Winfried Toll arbeitet: Der Chorklang ist vollendet zu einer Klanggestalt gerundet, ob zart und lieblich oder massiv und schlagkräftig. Die Grü̈ndung der Camerata [Frankfurt] hatte Toll im vorigen Jahr angeregt. Nun arbeitet das Orchester, alles gestandene Musiker aus anderen Institutionen, bereits in Tolls Sinn, ebenfalls mit aller Prä̈zision.
Frankfurter Neue Presse, 08.06.2011
Gäbe es einen Preis für die außergewö̈hnliche Gestaltung von Konzertprogrammen, hä̈tte die Frankfurter Kantorei fü̈r die Werkauswahl ihres jü̈ngsten Abends zumindest eine Nominierung verdient. Unter der Leitung von Winfried Toll erklangen im Sendesaal des Hessischen Rundfunks gleich drei ganz besondere Werke: Das Requiem op. 48 von Gabriel Fauré́, Francis Poulencs „Concerto pour orgue, cordes et timbales“ und die „Chichester Psalms“ von Leonard Bernstein.
Ausdrucksstark, stimmlich souverä̈n und in facettenreicher Klanglichkeit meisterte die Frankfurter Kantorei die beachtlichen Herausforderungen der drei Kompositionen. Auch das Zusammenwirken von Chor und Orchester - der ü̈beraus klangschö̈n, konzentriert und gewandt agierenden Camerata Frankfurt - gelang unter Winfried Tolls suggestiver, unprä̈tentiöser Sinnzeichengebung in bemerkenswerter Geschlossenheit. Besonders in Erinnerung bleiben mochten etwa die stimmungsvoll-trö̈stend von Moll nach Dur changierenden Harmonien bei Fauré́, die sanft schwingende Melodik und die scharf kontrastierenden, gleichsam monolithartig aufragenden Orgelklä̈nge bei Poulenc, aber auch die heikle Harmonik und die komplexe, perkussiv bestimmte Rhythmik bei Bernstein.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.06.2011
Howells: Requiem, Copland: Four Motets, Fauré: Requiem
(…)Howells. Er wendet sich zuerst an den Erretter der Welt, gefolgt von dem
trostspendenden Psalm 23, und erst als dritter und fünfter Teil folgt das Requiem „aeternam dona
eis“. Dazwischen liegt Psalm 121, wieder ebenso tröstlich und beruhigend. Den Abschluss bildet „I
Heard A Voice From Heaven“. Dieses Werk für Doppel-Chor ist an sich anrührend zart, bringt den
Zuhörer in eine sehr verinnerlichte Stimmung und bot dem Chor damit die Gelegenheit, seine
besonderen Fähigkeiten in perfekter Intonation und feinster Transparenz zur Geltung zu bringen.
(…) Den Höhepunkt des Konzerts bildete das Requiem von Fauré. Während der Chor bisher a cappella
gesungen hatte, kam nun die Begleitung durch Violine (Christiane Schmidt), Harfe (Katrin Franke-André) und Orgel (Peter Scholl) hinzu. Das Werk war eine Herausforderung an die Gesangssolisten
und den Chor, die sehr homogen, transparent und mit der ganzen Bandbreite ihres Klangvolumens
intonierten. Die Violine, in Satz 2 und 6 eingesetzt, spielte, obwohl das zarteste der beteiligten
Instrumente, auch noch mit Dämpfer, was ganz himmlische Klänge erzeugte.
Taunus-Zeitung, 15.03.2011
Das Konzert zeichnete sich durch zwei ganz
erstaunliche Komponenten aus, die den
Abend zu einem unvergesslichen Erlebnis
werden ließen. Wann hört man schon das Requiem für Doppel-Chor von Herbert Howells? Oder die vier Motetten von Aaron
Copland? Oder das Requiem von Gabrie Fauré in der Fassung für Soli, Chor, Violine,
Harfe und Orgel? Werke völlig abseits ausgetretener Musikpfade präsentierte der bekannte Dirigent Winfried Toll, der seit 1997 die Frankfurter Kantorei leitet und gleichzeitig
eine Professur für Chorleitung an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in
Frankfurt bekleidet.
Die zweite Komponente ist zweifelsohne die gesangliche Qualität des Ensembles. Hervorzuheben ist besonders die außergewöhnliche
Pianokultur, mit der die Choristen in der für
Chormusik großartigen Akustik der neogotischen Kirche für Momente sorgten, in denen
man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Sehr einfühlsam gestaltete Winfried Toll
die eindrucksvollen Kompositionen, die
maßgeschneidert in die herrschende Fastenzeit und auch zur Trauer um die vielen Opfer
in Japan passten. Man konnte in sich gehen,
nachdenken und beten dafür, dass uns so etwas niemals passieren möge.
(…) An einem der ersten
frühlingshaft warmen Abende wurde das Auditorium mit besinnlichen und melancholischen Gefühlen entlassen, die geprägt waren
von der herausragenden musikalischen Qualität der Frankfurter Gäste.
Bad Homburger Woche, 17.03.2011
Händel: Messiah
Seit jeher haben sich
Dirigenten des Werkes zu deutlichen Kürzungen genötigt gesehen, um Überlänge und
Überlastung aller Beteiligten zu vermeiden. Winfried Toll gelang der Kraftakt in einer
konzentrierten Aufführung mit einer Dauer von knapp drei Stunden, obwohl er nur wenige
Raffungen vornahm.
Ermöglicht wurde dies dadurch, dass der Dirigent auf das ausladende Pathos vergangener
Jahrzehnte verzichtete und sich in der Frankfurter Kantorei ein Ensemble herangebildet hat, das
trotz stattlicher Besetzung mit knapp 80 Sängern eine bewundernswerte Transparenz und
Beweglichkeit erreicht, auch in den Verzierungen. Das kam nicht nur dem fein abgestuften
„Hallelujah“, sondern auch dem wie beflügelt wirkenden Chor „For Unto Us A Child Is Born“
zugute. Einen klanglichen und expressiven Höhepunkt bildete der Chor „Since By Man Came
Death“, artikulatorische Schärfe zeichnete das zynische „He Trusted In God“ aus. Eindrucksvoll
war die unforcierte Klangfülle bis zum glanzvollen Schluss-Amen.
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 19.12.2010
Zu den rundum überzeugenden Solisten trat mit der Kantorei ein Vokalensemble hinzu, dessen ausgefeilte Kunst sich sowohl
in schwierigen Koloraturen als auch in Dynamik und Plastizität zeigte. Und das bis zum Schluss ohne
Ermüdungserscheinungen anspruchsvollste Kniffligkeiten im Zusammenwirken (besonders in den Fugen) meisterte.
Ausgewogenheit des Klangs bei Frauen- und Männerstimmen versteht sich bei einem Chor dieses exzellenten Rufs von
selbst. Eine Freude zu hören, wie präzis und sensibel Maestro Toll seine stets präsenten Musiker durch das
abwechslungsreiche Oratorium führte, zumal mit Verständnis für das Opernhafte der dramatischen Schilderungen. Zu einem
beeindruckend plastischen Gesamtbild ergänzte die Camerata [Frankfurt] diesen „Messias“. Kontrastreich, nuanciert und mit
gelegentlich rauh zupackendem Ton (Theorbe und Violone trugen zu barocken Effekten bei), aber auch mit Sinn für lyrische
Stimmungen.
Gießener Allgemeine, 12.12.2010
Es war eine Sternstunde im Gießener Musikleben: Wie
die Frankfurter Kantorei und die Camerata Frankfurt am
Samstagabend in der Johanneskirche Händels „Messias“
darbot, bewies hohes Niveau. Trotz der großen Zahl der
Mitwirkenden bestach die Aufführung unter der Leitung von
Winfried Toll durch einen homogenen, schlanken und
transparenten Gesamtklang, der die Erhabenheit und
Schönheit des Händelschen Werkes voll zur Geltung
brachte.
Gießener Anzeiger, 13.12.2010
Schumann: Das Paradies und die Peri
Ein aus dem Paradies verstoßener Engel auf dem Weg zu Allahs Thron: Schumanns Oratorium „Das Paradies und die Peri“ gehörte ob seines exotischen Charakters bereits zu den Lebzeiten des Komponisten zu dessen populärsten Werken. Später wurde es ruhig um die Vertonung des Epos „Lalla
Rookh“ von Thomas Moore. Um so mehr ist der Frankfurter Kantorei zu danken, wenn sie im Schumann-Jahr das Oratorium in einer sehr hörenswerten Weise vom Staub befreite. Der von Winfried Toll geleitete Chor präsentierte sich in ausgezeichneter Form und konnte die Klangsprache
Schumanns vermitteln, mit der der Weg der Peri (des ausgestoßenen Engels) durch die Fährnisse mit orientalischem Kolorit beschrieben wird.
Frankfurter Neue Presse, 23.06.2010
Besonders im Orchestersatz zeigte sich im Sendesaal des
Funkhauses, wo Winfried Toll besonderes Gewicht auf die langen Partien legte, die einen dunkel-melancholischen,
fast möchte man sagen, einen Caspar-David-Friedrich´schen Ton anschlagen. (…) Vollplastisches, romantisches Profil bot die Frankfurter Kantorei.
Frankfurter Rundschau, 21.06.2010
Die auf 56 Sängerinnen und Sänger reduzierte Frankfurter Kantorei beeindruckte mit lupenrein intonierten Unisoni („O
Land der Sonne“) und eindringlichem Piano bei der Schilderung des gescheiterten Tyrannenmordes. Schwerelos und transparent klang der Chor im polyphon dargestellten Nahen der Elfenschwestern, tragfähig auch im vierstimmig aufgeteilten Frauenchor der Houris zur hoffnungsvollen Eröffnung des dritten Teils.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.06.2010
Chorfest im Rahmen der Weilburger Schloßkonzerte
Die Frankfurter Kantorei mit dem Musikprofessor Winfried Toll zeigte sich musikalisch einfühlsam mit Sinn für
Gestaltung. Daniel Brengmann assistierte dem Chor in sicherer Begleitfunktion am Klavier. Das „Pater noster“ für
Chor zu fünf Stimmen von Guiseppe Verdi, das nur wenige Chöre mit einer solchen Insentität beherrschen,
gehörte mit zu den Höhepunkten des Programmblocks.
mittelhessen.de, 08.06.2010
)…) Frankfurter Kantorei. Deren Auftritt in der Schlosskirche
begann übrigens mit einem lupenrein in Szene gesetzten „Cantate Domino“ von Claudio Monteverdi. Winfried
Toll leistete als Dirigent hervorragende Arbeit.
Frankfurter Neue Presse, 06.06.2010
Mendelssohn Bartholdy: 2. Symphonie („Lobgesang“) Die von Winfried Toll sorgsam einstudierte Frankfurter Kantorei
(…) vermochte die dramatisch wirksamen Impulse, die ganz wesentlich den Reiz dieser farbkräftigen Partitur
ausmachen, wirkungsvoll und stimmschön zu entfalten.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.01.2010
Das protestantische Klangklima von Sentiment und Ordnung kam dank der mit den Waffen der Leichtigkeit ausgestatteten Musiker (perfekt die Frankfurter Kantorei, trefflich die Solisten Andrea Lauren Brown, Mareike Braun und Johannes Chum) ergreifend zur Geltung.
Frankfurter Rundschau, 18.01.2010
Der Clou kam mit Mendelssohn Bartholdys „Lobgesang opus 52“ nach Worten der Heiligen Schrift. Christopher
Hogwood ging mit schlagkräftigen Bläsern an das Eingangs-Maestoso der Sinfonia. Chorjubel für die
Frankfurter Kantorei (Einstudierung: Winfried Toll), die hymnische Töne anstimmte.
Frankfurter Neue Presse, 19.01.2010
Mit der von Professor Winfried Toll zuverlässig einstudierten Frankfurter Kantorei, die
in Chören, Hymnen und Chorälen stimmstark den Weg von (vorübergehender) Finsternis ins göttliche Licht vollzieht, auch in den Spitzentönen purer Klangsamt.
Offenbach Post, 20.01.2010
Mendelssohn Bartholdy: Paulus
Das fugato einsetzende „Steiniget ihn“ war lautmalerisch so gelungen, dass man
sich unwillkürlich ducken wollte. Musikalisch wie dramaturgisch wirkungsvoll gestaltet war der Stimmungswechsel
zwischen dem aufgebrachten Chor „Weg, weg mit dem“ und dem sich anschließenden Tenor-Solo des offensichtlich den
Himmel vor sich sehenden Stephanus.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.11.2009
Dieses Werk steht zu Unrecht etwas im Schatten des populären „Elias“ und ist auch im Mendelssohn-Jahr 2009
kaum aufgeführt worden. Man darf der Frankfurter Kantorei und ihrem Dirigenten Winfried Toll daher dankbar
sein für diese gelungene Aufführung, die besonders von ihren kräftigen Chorabschnitten lebte. So wurde der
Zuhörer gleich zu Beginn („Herr, du bist der Gott“) mit kraftvollem, akzentuierten Chorgesang beglückt.
Bildhaft dramatisch erschien auch der Chor „Steiniget ihn“. Die zahlreichen Choräle waren bei der
ausgewogenen Kantorei ebenfalls gut aufgehoben.
Frankfurter Neue Presse, 18.11.2009
Haydn: Missa in angustiis
Mendelssohn Bartholdy: Die erste Walpurgisnacht
Winfried Toll legte mit seinem Chor ein straffes, ja geradezu rasantes Tempo vor, setzte auf harte Kontraste und
einen kompakten, wo nötig deklamatorischen und anspringenden Ton. Die Prägnanz der einzelnen Klangfiguren
war enorm, die weiblichen Höhen von metallischem Glanz, die männlichen Fundamente bestens ausformuliert.
Frankfurter Rundschau, 29.06.2009
Die Frankfurter Kantorei brachte die Messe hervorragend zum Ausdruck. Heidrun Kordes, Gesangsprofessorin
an der Frankfurter Hochschule für Musik, übernahm das Sopransolo mit weit füllendem Stimmvolumen und
konnte in dramatischer Geste den Verzweiflungsruf des „Kyrie“ trefflich zeichnen. Wunderschöne Klangfarben
streuten aber auch die weiteren Solisten wie Katharina Magiera (Alt), Johannes Weiß (Tenor) und Gerard Kim
(Bass) in den Kirchenraum. (…) Nach der Pause führte die Frankfurter Kantorei mit der Ballade für Soli, Chor und Orchester „Die erste
Walpurgisnacht“ von Felix Mendelssohn Bartholdy unter ihrem ausgezeichneten musikalischen Leiter zum
Höhepunkt des Konzerts. (…) Mendelssohn hat aus dem launigen Text ein Kabinettstück romantisch-humoristischer Musik geschaffen, das
durch den vorzüglichen Einsatz der Solisten (…), des Chors und des Orchesters zu einem einzigartigen Klangerlebnis wurde.
Frankfurter Neue Presse, 27.06.2009
Für den Beginn
des Gastspiels in der Weilburger Schlosskirche hatte der Dirigent Winfried Toll Haydns „Missa in angustiis“ d-Moll Hob.
XXII:11 gewählt.
Ein unkonventionelles, ein großartiges Werk - schon der unruhig-spannungsvolle Kyrie-Beginn im Allegro-Tempo lässt die
werkimmanenten Kontraste erahnen, die von Toll und seinem hervorragend disponierten Frankfurter Chor auch ohne
Verluste zum Ausdruck gebracht wurden. (…) Beeindruckend geschlossen und schwungvoll glückte (…) Winfried Tolls Interpretation der Komposition „Die erste Walpurgisnacht“ für drei Solostimmen, Chor und Orchester op. 60 (nach Goethes Gedicht) von Felix
Mendelssohn Bartholdy.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.06.2009
Gastkonzert zum 100-jährigen Stadtjubiläum von Tel Aviv
Viel Applaus für klingendes Geschenk
Das Konzert der Frankfurter Kantorei war einer der Höhepunkte der Hundertjahrfeier von Tel Aviv.
Bis mehr als 2700 Menschen im seit Wochen ausverkauften Mann-Auditorium Tel Aviv ihre Plätze gefunden haben, kann es schon etwas länger dauern. Doch bald nach dem offiziell auf 14.30 Uhr angesetzten Beginn betrat Ron Huldai,
der Bürgermeister von Tel Aviv, das Podium, um der Stadt Frankfurt für ein, wie er sagte, wunderbares Geschenk aus
Anlass der Hundertjahrfeier seiner Stadt zu danken: das von Winfried Toll geleitete Konzert der Frankfurter Kantorei
und des Israel Chamber Orchestra. Dieses musikalische Gemeinschaftswerk, äußerte Oberbürgermeisterin Petra Roth
in ihrer Begrüßung, sehe sie als weiteres Symbol der Freundschaft zwischen den beiden Partnerstädten an. Und ein
Höhepunkt wurde es dann auch, als „Die Erste Walpurgisnacht“ von Mendelssohn und danach Mozarts Requiem
erklangen - ein wunderbares Konzert, das vom Publikum mit minutenlangem Beifall und großer Begeisterung
aufgenommen wurde.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.04.2009
Händel: Israel in Egypt
Die zehn Plagen, die Moses mit Gottes Hilfe über Ägypten hereinbrechen lässt, sind in Händels Oratorium „Israel in Egypt“ nach allen Regeln barocker Kunst klangmalerisch packend geschildert. Kräftig unterstützt von dem auf historischen Instrumenten spielenden Münchner Orchester „L’arpa festante“, brachte die Frankfurter Kantorei unter Leitung von Winfried Toll bei der Aufführung in der Sachsenhäuser Dreikönigskirche das stark zu Geltung: So ließen die Bässe die Fliegen und Heuschrecken brummen, entfalteten Pauken, Trompeten und Posaunen ein effektvolles Tosen für die Hagelblitze oder fanden die Choristen kollektiv eine düstere, gedeckte Stimmfärbung zur Schilderung der Dunkelheit, die über das Land hereinbricht, in dem die Israeliten geknechtet sind. Toll setzte über weite Strecken auf einen entspannten, weich fließenden Vortrag. Der Chorklang war dabei, angesichts der Überproportion an Frauenstimmen, erstaunlich ausgewogen und homogen. Zu danken war das vor allem der angenehmen und gekonnten Zurückhaltung der Soprane, die auch Höhen sanft und leise erklommen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.12.2008
Mal mit mächtigem,
homophonem Klang,
dann wieder mit fein herausgearbeiteten
polyphonen Phrasen,
die die interpretierten Fugenmotive
sehr transparent
herausarbeiteten.
Welche beeindruckenden
Gestaltungsmöglichkeiten die
Frankfurter Kantorei hat, ließ
sich am besten beurteilen
beim Vortrag der zehn Plagen –
zugegeben gibt die kompositiorische
Vorlage hierfür ein ideales
Betätigungsfeld ab.
Mit Händen greifbar machten
Orchester und Chor die
über das Land hereinbrechende
Froschplage, zu Höchstform
lief das famos musizierende Barockorchester
L’Arpa festante
auf, als es galt Fliegen, Läuse
und Heuschrecken musikalisch
darzustellen. In einem
Tempo, das sich an die Grenzen
der Spielbarkeit heranwagte,
ließ Dirigent Winfried Toll
dieses Gesirre, Gekribbel und
Gekrabbel im Kirchenschiff
entstehen. Selbstverständlich
hielt der Chor mit, immer verstehbar,
immer präzise, immer
punktgenau.
Am eindrücklichsten jedoch
– will man überhaupt ein „Ranking“
der Choräle wagen – fiel
der achte Chor aus. Der übersetzte
Text: „Er breitete eine
tiefe Dunkelheit über das
Land, eine Dunkelheit, mit
Händen zu greifen“. Und genau
so vermittelten sie die Sänger,
so intensiv, so dicht, so beklemmend.
Kaum wahrnehmbar
der Einstieg in dieses Chorrezitativ,
das dem Chor höchste
Akkuratesse abverlangte.
Voller Spannung die Harmonien,
die den innerlichmitgehenden
Zuhörer furchtsam erschaudern
ließen.
Marburger Neue Zeitung, 25.11.2008
Händels 1739 entstandenes Oratorium vom Volke Israels in Ägypten enthält nicht weniger als 26
Chöre in unterschiedlichster Intensität – dazu kommen 13 Arien und Rezitative. Winfried Toll und die
Frankfurter Kantorei hatten sich für ihr herbstliches Konzert in der Dreikönigskirche also einiges
vorgenommen. Die Kantorei hinterließ freilich einen durchweg souveränen Eindruck. Um von dem
kontrastreich gestalteten Gesang richtig ergriffen zu werden, musste man nicht erst bis gegen Ende
warten („Der Herr soll herrschen für immer und ewig“). Bereits im ersten Teil überzeugte die Kantorei vor allem mit lupenreiner Deklamation („Es breitete eine tiefe Dunkelheit über das Land“) und profitierte von ihrer homogenen Aufstellung.
Frankfurter Neue Presse, 19.11.2008
Die 40 Frauen und 22 Männer mit klanglich interessanter Mischung aus jungen und reifen Stimmen präsentierten sich als semiprofessioneller Chor. (…) Der Sopran begeisterte: Er sang frisch, leicht, ohne Spitzen und Härten in den Höhen und – wie der ganze Chor — ohne Ermüdungserscheinungen. Der Alt klang warm und rund (…)
…herrlicher, durchsichtiger und ausgewogener Ensembleklang. In den leisen, homophonen Sätzen verschmolzen die schönen, geschulten Stimmen zu bezaubernd reiner Klangeinheit, die auch durch die verinnerlichte Tetxtausdeutung beglückte.
In den polyphonen Passagen bewies die Frankfurter Kantorei ihre hohe Stimmkultur: Tonale Sicherheit, Flexibilität in Tempi und Rhythmik, mit durchhörbaren Fugenverläufen und präzisen Harmoniewechseln sowie prononcierter Aussprache.
Oberhessische Presse, 17.11.2008
…sowohl die beeindruckende Größe des Chors als auch die
faszinierenden Stimmen der Solistinnen und Solisten und die feinfühlige und exakte musikalische
Begleitung durch das Barockorchester L’Arpa festante (unter Leitung von Winfried Toll) machten
den Abend zu einem melodischen und rhythmischen Klangerlebnis, wie man es in dieser Präzision
nur selten zu hören bekommt.
(…) Selbst komplizierte melodische Sprünge meisterten die Sängerinnen und Sänger mit Bravour,
Koloraturen und harmonische Dissonanzen wurden mit einer solchen Professionalität bewältigt,
dass man nur staunen und weiterhin mit Ehrfurcht lauschen konnte.
Radio Unerhört Marburg, 15.11.2008
Verdi: Messa da Requiem
Symptomatisch für den selbst gestellten Qualitätsanspruch der ION waren allerdings die maximale Präzision und Inspiration, mit denen Bollons Ensembles, die mit der Frankfurter Kantorei vereinte „Camerata Vocale Freiburg“ und die „basel sinfonietta“, zu Werke gingen.
29.06.2008, Sonntagsblatt Bayern
Tritt der Chor hinzu, so gefällt er durch eine makellose Dynamik und ein fast symbiotisches, fein ausgehörtes Miteinander im Umgang mit Orchester und Solisten. Doch er kann auch brachial donnern, wenn er etwa den mehrfachen chromatischen Höllensturz der „Dies-irae“-Sequenz mit Wucht zelebriert.
23.06.2008, Nürnberger Zeitung
Chöre agieren höchst ausdifferenziert
Es spricht für die überaus profilierte Darstellung der Frankfurter Kantorei, der Camerata Vocale Freiburg und der viel zu bescheiden nur „Basel Sinfonietta“ genannten Instrumentalgruppe unter Fabrice Bollon, daß sie ganz auf die werkimmanente Plastizität vertrauten. Die riesenhaften Crescendi entwickelten sich als logische Folge der flehenden Gebetsrufe. Die Chöre auf dem Steilpodium agieren höchst ausdifferenziert, das Orchester malt pompös mit den Klangfarben.
23.06.2008, Nürnberger Nachrichten
Winfried Toll, Leiter sowohl der Frankfurter Kantorei als auch der Camerata Vocale Freiburg, fand mit seinen beiden fabelhaft disponierten Chören und der im Laufe des Abends zunehmend differenzierend agierenden Basel Sinfonietta zu einer Interpretation, die ganz ohne Weihrauch-Pomp, ohne falsches Pathos und ohne opernhafte Attitüde zum Kern dieser Musik vordrang: der existenziellen Begegnung eines jeden Menschen mit dem Tod und der Angst davor. Verdis Komposition lag bei Toll gleichsam auf dem Seziertisch. So klar strukturiert, so partiturgetreu, so transparent im Klangbild, so verinnerlicht hat man dieses Werk selten gehört. Toll schöpfte die Kraft für den Ausdruck aus unbedingter Konzentration und höchster innerer Spannung. Die dynamisch agile und klanglich bestens austarierte Chorgemeinschaft wurde von einem exquisiten Solistenquartett mit Christof Fischesser (Baß), Yosep Kang (Tenor), Renée Morloc (Mezzosopran) und – alle überragend – Susanne Bernhard (Sopran) gekrönt.
08.06.2008, Frankfurter Neue Presse
Der vereinigte große Chor aus Frankfurter Kantorei und Camerata vocale Freiburg intonierte stets sauber und rhythmisch präzise, expressiv auch in leisen Passagen.
08.06.2008, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Der Gemeinschaftschor aus Tolls beiden Ensembles, der Freiburger Camerata vocale und der Frankfurter Kantorei, agiert in geradezu hinreißend einheitlicher Faktur: Artikulation, Phrasierung, Dynamik, Intonation zeugen von traumwandlerischer Sicherheit; beeindruckend ist, wie selbstbewußt und klar das Ensemble an den expressivsten Stellen neben dem Orchester zu bestehen vermag. Was wiederum beweist, daß Verdi dieses Requiem nicht gegen sondern für die Stimmen komponiert hat – freilich nur für die besonders guten.
03.06.2008, Badische Zeitung
Seit langem führt Winfried Toll, der hoch kompetente Pultgast des Basler Münsterkonzertes, beide Chorgemeinschaften mit ähnlichen Zielsetzungen. Problemlos verschmolzen daher beide Ensembles bei Verdi, setzten kraftvolle Akzente im Geiste dramatischer Opernszenen („Dies Irae“), bewiesen Kammerchor-Agilität in den fugierten Sätzen („Sanctus“) und verbreiteten subtile Stimmungen in Momenten der Klage und der flehentlichen Bitte.
02.06.2008, Basler Zeitung, bazkulturmagazin
3. Aventure-Konzert: Am Rande der Zeit
Das Motto des dritten „Aventure“-Konzertes bezog sich auf eine musikalisch-literarische
Collage, die der Komponist Gerhard Müller-Hornbach nach acht literarischen
Vorbildern zusammengestellt und – nicht zuletzt wegen des Einsatzes von
acht Gläsern – raffiniert instrumentiert hatte. Die Kantorei – in Frauen-
und Männerchor geteilt – sowie die Sopranistin Katharina Magiera und Berthold
Possemeyer (Bariton) halfen mit, die eigentümliche Atmosphäre herzustellen.
Zuvor hatte der von Winfried Toll sorgsam einstudierte Chor in Maurice
Duruflés „Requiem“ viel technisches Gespür und Stilsicherheit bewiesen.
22.11.2007, Frankfurter Neue Presse
Duruflé: Quatre Motets, Bach: Der Geist hilft unser Schwachheit auf,
Martin: Messe
Sommerliche Chorkonzerte in der Heiliggeistkirche haben mittlerweile
Tradition. Die Frankfurter Kantorei, die zu den renommiertesten Vokalensembles
der Stadt gehört, brachte nun selten zu hörende Werke spätromantischen
Stils sowie Bachs Motette „Der Geist hilft unserer Schwachheit auf“ zu
Gehör. Man begann mit vier Motetten über gregorianische Themen von Maurice
Duruflé – Werke, die zweifellos im Schatten des häufiger aufgeführten
Requiems stehen. Der Chor zeigte sich dem technischen Anspruch und den
akustischen Verhältnissen durchweg gewachsen und sang sehr ausgewogen.
Winfried Toll hatte wieder alles sorgsam organisiert und besonders die
Männerstimmen auf Vordermann gebracht. Damit ließ sich schließlich auch
der tänzerische erste Teil der Bach-Motette hervorragend bewältigen. Hauptstück
des Abends in Heiliggeist war die kompakte und aussagekräftige Messe für
zwei vierstimmige Chöre des Spätromantikers Frank Martin, bei deren Interpretation
besonders die deutliche Deklamation des Chores angenehm in Erscheinung
trat.
04.07.2007, Frankfurter Neue Presse
Die Frankfurter Kantorei begann mit diesen lateinischen Vertonungen ihr
Konzert in der Heiliggeistkirche im Dominikanerkloster und traf den schwebenden
Ton Duruflés so gut, wie es der Komponist in seiner eigenen Aufnahme vor
Jahrzehnten tat. Auf Duruflés katholisches A wie Anbetung folgte B wie
Bitte beim reformatorischen Christenton Johann Sebastian Bachs. Die fast
siebzig Sänger boten die Kantate „Der Geist hilft unsrer Schwachheit auf“
als wahrhaft bittende Geständnis-Polyphonie - mit perfekt durchgearbeiteten
Frage-Antwort-Exklamationen bei überragender Textverständlichkeit.
Wie aber hört sich das C calvinistischer Nüchternheit und Rationalität
an? Frank Martin, der schweizerische Komponist aus strengstem Pfarrhaus,
schien 1929 bei sich selbst nichts zu finden, was dem Glauben Klang verleihen
könne und hat einfach das katholische Liturgie-Ordinarium vertont. Die
Messe eines papistischen Wolfs im calvinistischen Schafspelz hat der Komponist
als „Angelegenheit zwischen Gott und mir“ verstanden: eine grandiose Mixtur
aus Gregorianik, barocker Klang-Illumination, impressionistischer Luftigkeit
und herber Pentatonik.
In Martins weit ausholenden Erbarmensbitten des „Gloria“ und „Agnus Dei“
war vielleicht noch am ehesten der zu erwartende Zerknirschungston zu
hören. So luzide, wie die Sänger unter der animierenden Leitung Winfried
Tolls das alles boten, konnte diese römisch-calvinistische Messe Modellqualität
für jede religiöse Musik beanspruchen, die mehr ist als neugeistliches
Bittebitte und Dankedanke.
04.07.2007, Frankfurter Rundschau
Daß sakrale Chormusik durchaus begeistern kann, hat die Frankfurter Kantorei
am Sonntag im Dom bewiesen. Sie überzeugte durch Perfektion und Ausgewogenheit,
Sensibilität und Schönheit. Hier stand ein Ausnahmeensemble auf der Bühne,
das alle Facetten des A-Cappella-Gesangs beherrscht. (…)
Die über 70 Sängerinnen und Sänger spielten unter Leitung von Winfried
Toll ihre stimmtechnische Ausgeglichenheit und das breite Spannungsfeld
vom Piano bis zum strahlenden Forte voll aus und sorgten so für einen
einzigartigen Klang, der sich in den Weiten des Doms voll entfalten konnte.
(…)
Mit Bachs achtstimmiger Doppelchor-Motette „Der Geist hilft unserer Schwachheit
auf“ demonstrierten die Frankfurter, daß sie auch im Barock zu Hause sind.
Ein tänzerischer Klang durchzieht den ersten Teil. Die Passagen des Werks
kamen überraschend schwerelos, präzise wie ein Uhrwerk und doch voller
Emotion.(…)
Das Finale war Frank Martin (1890 bis 1974) und seiner Messe für zwei
vierstimmige A-Cappella-Chöre vorbehalten. Ein Werk, das Gregorianik und
barocke Stilelemente mit neuer Musik verbindet. Toll hatte seinen Chor
gut eingestellt, und so entwickelte sich aus dem fünfteiligen Werk ein
starker Höhepunkt, bei dem die Einzelstimmen und die Doppelchöre durch
ihren vollen und höchst modulationsstarken Klang überraschten.
03.07.2007, Wetzlarer Neue Zeitung
Janáček: Glagolitische Messe
der vereinigte große Chor aus Mitgliedern von Cäcilienchor, Figuralchor
und Frankfurter Kantorei zeichnete sich durch Wohlklang, Kraft und absolute
Zuverlässigkeit aus.
12.02.2007, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Unvergeßlich etwa die klanglichen „Feuerstöße“ des „Amen“-Schlusses
im Slava („Gloria“) oder die leise-inbrünstige, kantilenenartige Hauptmelodie
des Agnece Bozij („Agnus Dei“). Zwei orchestrale Eingangs- und Ausgangs-„Promenaden“
von betont festlich-offiziellem Habitus rahmen die liturgisch textierten
Teile und ihren visionär-utopischen Gehalt. Nichts in Janáčeks Idiomatik
erinnert mehr an eine „dienende“ Kirchenmusik.
Drei Frankfurter Singgemeinschaften - Cäcilienchor, Figuralchor, Frankfurter
Kantorei - vereinigten sich, um die lapidare Monumentalität dieses bei
all seinen expressiven Gegensätzen ungemein kompakten Werkes (knapp 40
Minuten Aufführungsdauer) erfolgreich zu realisieren.
14.02.2007, Frankfurter Rundschau
Bach, Weihnachtsoratorium,
Kantaten I - III
(...) war schwebend allerdings die Bach-Darstellung durch
die Frankfurter Kantorei und das Collegium Instrumentale Frankfurt unter
der souveränen Leitung Winfried Tolls. Manchmal fast zu leicht für den
Großen Saal war die hervorragend intonationssichere Führung der Stimmen,
die akkurat bis in die letzten Spitzen des Klangkörpers blieb. Exzellent
war die unterschiedliche rhetorische Qualität der Funktion von Turbachören
der Engel und Hirten sowie der Choräle der Glaubensgemeinde realisiert.
Großartig auch die Facetten von herzinniger Beziehungssuche des Solo-Alts
und der Aufforderungsgewalt des Basses. Alison Browner führte ihre Alt-Stimme
gut lutherisch sehr ruhig und in glaubensgewisser Innenschau, Berthold
Possemeyers Baß war sowohl als Quasi-Prediger und Gemeinde-Vorsteher animatorisch
bestens aufgestellt und hatte für die Proklamation des „Großer Herr, o
starker König“ die nötige Verve. Hans-Jörg Mammel war als Tenor doppelt
gefordert, musste er doch die ihm mit ihren flotten Koloraturen nicht
ganz leicht fallende Arie „Frohe Hirten, eilt, ach eilt“ bewältigen und
zugleich die hohe Partie des Evangelisten durchstehen. Heidrun Kordes
(Heike Heilmann war für sie eingesprungen. - die Red.) brachte einen prägnanten,
beweglichen und runden Sopran im Spiel.
Zum Lobe der Mitglieder des Collegium Instrumentale braucht nicht mehr
gesagt zu werden als daß man die Namen einiger seiner solistisch agierenden
Künstler gerne gewußt und hier auch genannt hätte - allein der auch in
dieser Hinsicht nicht informative Besetzungszettel verhinderte das.
10.12.2006, Frankfurter Rundschau
Wie es sich vor Weihnachten gehört, musizierte man die
Teile eins bis drei. Winfried Tolls Chor, mit frischen Stimmen besetzt,
trifft den hellen Jubel, die Innigkeit der in diesem Werk sehr persönlich
angelegten Choräle, auch die Klangmacht der großen Chorsätze. Wie gewohnt,
wird ein zügiges Tempo vorgegeben – die Musik bleibt schlank und schön,
auch weil das Collegium Instrumentale Frankfurt entsprechend mitspielt.
Toll hat Solisten eingeladen, die in diesen unaufwendigen
Gesamttonfall passen: die mit einem engelsklaren Sopran bezaubernde Heidrun
Kordes (Heike Heilmann war für sie eingesprungen. - die Red.), Alison
Browner mit ihrem fraulich-schönen, koloraturfähigen Alt, den Tenor Hans-Jörg
Mammel als geschmeidig hell singenden Evangelisten und den Baß Berthold
Possemeyer, mit einer unbeschwerten, sogar recht hoch reichenden Stimme
begabt.
12.12.2006, Frankfurter Neue Presse
Es war eine außergewöhnlich elaborierte Aufführung, die
man an diesem Abend der Frankfurter Museumsgesellschaft mit der Frankfurter
Kantorei und dem Collegium instrumentale Frankfurt unter der Leitung von
Winfried Toll erlebte. Der Chor war glänzend präpariert und zeigte enorme
klangliche Kultur. Die Musikerinnen und Musiker des Instrumentalensembles
agierten - etwa in der kniffligen Begleitung des Chors „Lasset uns nun
gehen gen Bethlehem“ mit bewundernswerter Brillanz, das Zusammenwirken
von Instrumentalisten und Chor war perfekt. Flüssige, schwingende Tempi
prägten die Wiedergabe.
Mit der Sopranistin Heike Heilmann, die kurzfristig für
Heidrun Kordes eingesprungen war, der Altistin Alison Browner, dem Tenor
Hans-Jürgen Mammel und dem Baß Berthold Possemeyer waren gewandte Vokalsolisten
am Werk.
22.12.2006, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Bach, h-Moll-Messe
In der Reihe „Musik im Schloß“ ist die Aufführung von
Bachs h-Moll-Messe das bisher größte und aufwendigste Projekt gewesen.
Dazu herrschte auch einige Enge im Altarraum der sakral nicht mehr genutzten
Bad Homburger Schloßkirche, wo die Frankfurter Kantorei unter ihrem Leiter
Winfried Toll mit dem Barockorchester „L’arpa festante“ für eine würdige
Wiedergabe des gewichtigen Werks sorgte. Bei der relativ trockenen, keine
Nachlässigkeit duldenden Akustik in der bis zu den letzten Plätzen mit
Zuhörern gefüllten Kirche erstaunte vor allem der leichte und schlanke
Chorklang, der beinahe eine kleinere Besetzung suggerierte und von der
schwerfälligen, dicken, romantischen Wallung meilenweit entfernt war.
Noch die kompliziertesten sechs- oder achtstimmigen
Sätze waren in der dichten Polyphonie gut durchhörbar und in der Balance
ausgewogen. Alle Einsätze kamen genau. Im Sopran gab es in der Höhe und
bei unangenehmen Intervallsprüngen (...) keine Schärfen.
21.11.2006, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Mit der „h-Moll-Messe“ von Johann Sebastian
Bach wurde nicht nur im Verlauf des Kirchenjahres der richtige Zeitpunkt
getroffen, auch interpretationstechnisch hinterließen die Gäste
aus Frankfurt einen ausgezeichneten Eindruck. Die Frankfurter Kantorei,
das Barockorchester „L‘arpa festante“ auf historischen
Instrumenten und ein hervorragendes Solistenquartett musizierten unter
der Leitung von Winfried Toll auf höchstem Niveau. (...)
Beim Versuch, Bachsche Werke authentisch aufzuführen,
stößt man immer wieder auf die besetzungstechnische Problematik.
Längst sind viele Interpreten dazu übergegangen, das Orchester
auf historisch nachgebildeten Instrumenten spielen zu lassen, um die klangliche
Transparenz wiederherzustellen. Dem gegenüber steht meist ein zu
stark besetzter Chor. Der Frankfurter Kantorei gelang es vorbildlich,
trotz starker Besetzung ein filigranes Klangbild zu erzeugen und sich
damit dem Orchester „L’arpa festante“ anzupassen. Sehr
klar und locker erklangen die Fugen, mit zurückhaltender Kraft die
majestätischen Partien, und hinsichtlich der Textverständlichkeit
ließen die Sänger nichts zu wünschen übrig.
14.11.2006, Frankfurter Neue Presse
An die Seite der wiederum bestens vorbereiteten Kantorei traten das der
historischen Aufführungspraxis verpflichtete Barockorchester L’arpa
festante sowie die stimmlich wie gestalterisch hervorragenden Vokalsolisten
Gabriele Hierdeis (Sopran), Ruth Sandhoff (Alt), Donat Havor (Tenor) und
Markus Flaig (Baß). So kam eine in allen Teilen ausgewogene Aufführung
zustande, die zu recht anrührte und bewegte. Mit erstaunlicher Leichtigkeit
erklangen die Chorfugen, äußerst lebendig wurden die Duette
und Arien musiziert. (...) Bewundernswert, wie Professor Toll fein abgestuft
die Tempi wählte und die Übergänge gestaltete.
13.11.2006, Kreiszeitung Ludwigsburg
Schumann, Missa sacra c-Moll
Mozart, Thamos
(...) Schumann [entwirft] eine verdeckt meditative Atmosphäre, die
der Hörer für sich erst entdecken muß. Denn vordergründig
bietet das überwiegend Chor und Orchester beschäftigende Stück
zwar nur wenige Instrumentations-Auffälligkeiten, doch geschieht
die liturgische Auslegung der einzelnen Textteile in sehr feinsinniger
Weise, weit weniger pauschal etwa als in den Messen Schuberts.
Winfried Toll und die Frankfurter Kantorei machten sich durch eine lebendige,
liebevoll ausgearbeitete Interpretation für diese Musik stark. Das
Württembergische Kammerorchester Heilbronn erledigte seinen weniger
anspruchsvollen Part routiniert und klangschön. Weit mehr offenbarten
sich die Qualitäten der Künstler bei den Chören und Zwischenaktmusiken
aus Mozarts „Thamos, König in Ägypten“ KV 345, einer
allzu selten aufgeführten, sehr reizvollen Vorwegnahme der Sarastro-Sphäre,
wie sie uns erst viel später in der „Zauberflöte“
wieder begegnet. Besonders im Schlußchor „Ihr Kinder des Staubes“,
von den Sängern der Kantorei wirkungsvoll akzentuiert und vom Orchester
in ein weihevoll raunendes Klanggewand gehüllt, wurde die Gestaltungsfähigkeit
der mitwirkenden Ensembles offenbar.
26.06.2006, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Schumanns Schatten
Den Romantikern und insbesondere Robert Schumann hätte
diese ungewöhnliche Kombination verschiedener Genres gefallen: Zu
seinem 150. Todesjahr organisierte die Frankfurter Kantorei in der Konzertreihe
des Kirchenmusikvereins Frankfurt in der Heiliggeistkirche einen musikalisch-literarischen
Abend mit Chorkompositionen und Solo-Klavierliedern von ihm. (...)
Insgesamt hinterließ das Programm einen collagenhaften
Eindruck, wobei der Frankfurter Kantorei unter Leitung von Winfried Toll
die getragenen, sanften Sätze am besten gelangen - etwa a cappella
„Der traurige Jäger“ op. 75,3 nach Eichendorff. (...)
Von den ausgewählten vier Frauenchören mit freigestellter, hier
von Hilko Dumno ausgeführter Klavierbegleitung überzeugte vor
allem „Die Capelle“ nach Uhland aus op. 69 durch ein geschlossenes
Klangbild.
16.03.2006, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Die Texte aus Härtlings Buch über „Schumanns Schatten“
gingen unter die Haut. Der geniale Komponist, in seinen besten Jahren
bereits in der Irrenanstalt: Till Krabbe zeigte in den sorgfältig
ausgewählten Abschnitten, daß die Musik für Robert Schumann
eine Droge gewesen sein muß, den Widrigkeiten rund um den störrischen
Schwiegervater Wieck und anderen Hindernissen zu entfliehen.
In beeindruckendem Gegensatz zu dem von Schizophrenie und Wahnsinn geprägten
Leben des Komponisten standen die fein gestrickten Chöre, die die
Frankfurter Kantorei unter Winfried Toll einstudiert hatte. „Am
Bodensee“ und „Der traurige Jäger“ gehören
zum Anspruchsvollsten, was es an deutscher Musik für A-cappella-Chor
gibt. Auch die vier Frauenchöre zeigten die Könnerschaft Schumanns
und das meisterhafte Umsetzungsvermögen der Damen der Frankfurter
Kantorei.
Ein Schumannabend wäre unvollständig ohne sein Liedschaffen. Der
Tenor Hans-Jörg Mammel hatte sich die nicht sehr bekannten „Waldlieder“
(nach Texten von Pfarrius) sowie die sieben Lieder nach Justinus Kerner
ausgesucht. Seine kräftige Tenorstimme vertrug sich ausgezeichnet mit
der stabilen Klavierbegleitung Hilko Dumnos. Besonders die eher introvertierten
Lieder wie „Stirb, Lieb und Freud“ oder „Sehnsucht nach
der Waldgegend“ paßten zu der Schwermut der Texte Härtlings.
17.03.2006, Frankfurter Neue Presse
Monteverdi, Marienvesper
Um den Reichtum von Farben und Formen, die die einzigartige
Partitur des „Maestro della Musica“ am Hof der Gonzaga in
Mantua bereithält umzusetzen, hatte sich Winfried Toll mit seiner
Frankfurter Kantorei einer Schar von Sympathisanten versichert, die am
vergangenen Samstagabend sämtlich für höchste Musizierqualität
standen.
Bettina Pahn und Katja Plaschka (Sopran), Georg Poplutz
und Johannes Weiß (Tenor) sowie Markus Müller und Johannes
Schendel (Baß) meisterten ihre anspruchsvollen Partien makellos
und zeigten sich auch den vertracktesten Koloraturen gewachsen. Beeindruckend
auch das Ensemble Mediolanum auf alten Instrumenten.
Bewundernswert wie Winfried Toll während des Konzerts
die vielstimmigen Chorsätze, Ritornelle und Monodien aneinanderreihte,
so daß der Spannungsbogen nie abbrach. Ein großer Abend in
der Friedenskirche (...)
05.12.2005, Ludwigsburger Kreisblatt
(...) Winfried Toll, der die Marienvesper jetzt mit seiner Frankfurter
Kantorei und dem auf historischen Nachbauten musizierenden Ensemble Mediolanum
in der St.-Josefs-Kirche Frankfurt-Eschersheim aufführte, hat sich
für eine geistliche Weltmusik entschieden. Sein Chor packt zu, setzt
schon im Eingangssatz starke Akzente. Auch sonst tänzelt Toll gern
ein wenig mit, ermuntert seine Musiker mit kleinen, aber effektiven Gesten
zur Spielfreude - und das in straffen Tempi leicht und historisch informiert
musizierende Ensemble Mediolanum geht sofort darauf ein. (...)
12.12.2005, Frankfurter Allgemeine Zeitung
In der akustisch sehr ausgewogenen Josefskirche am Weißen
Stein brachte der von Winfried Toll souverän geleitete Chor eine
beachtenswerte Aufführung dieses Werkes zustande. Großen Anteil
am Gelingen dieses anspruchsvollen Abends hatte aber auch das aus Studenten
der Musikhochschule hervorgegangene „Ensemble Mediolanum“,
das mittlerweile zu Recht zu den führenden Barockensembles gehört.
13.12.2005, Frankfurter Neue Presse
Auszüge aus dem A-cappella-Programm für die Konzertreise
nach Japan
Bei hochsommerlichen Temperaturen machte man beim Konzert mit der Frankfurter
Kantorei Bekanntschaft mit einer „Frühlingsahnung“ und
einer „Herbstklage“. Die beiden Chorsätze gehören
mit zum Schönsten, was Felix Mendelssohn auf diesem Gebiet geschaffen
hat und hörten sich – trotz der Tatsache, daß sie Teil
der „Sechs Lieder im Freien zu singen“ sind – auch in
der Kirche sehr gut an. Zu diesem Zyklus gehört auch das immer wieder
schöne „O Täler weit, o Höhen“, das von dem
hervorragend einstudierten Chor mit viel Ausdruck und Prägnanz gesungen
wurde.
Der zweite Schwerpunkt des Programms lag auf Chorvertonungen von Johannes
Brahms, von denen besonders „O schöne Nacht“ und das
„Abendlied“ Eindruck machten. (...) Als markante Kontrastpunkte
sang die Kantorei zwischen Mendelssohn und Brahms Weberns interessantes
„Entflieht auf leichten Kähnen“ nach einem Gedicht des
Expressionisten Stefan George. Wann hört man schon mal A-Cappella-Kompositionen
von Webern? Und Stockhausens Chorsatz „Armer junger Hirt“
(nach Paul Verlaine) ist gewiß auch nicht häufiger auf den
Spielplänen zu finden und führt den Zuhörer in die noch
halbwegs tonale Frühzeit des Komponisten.
20.07.2005, Frankfurter Neue Presse
(...) Gerade daran hatte der Leiter Winfried Toll offenbar gefeilt: an
der Einfachheit und Ebenmäßigkeit, die so schwer zu erreichen
sind, und an breit aufgefächerten dynamischen Differenzierungen.
Das machte sich bei fünf ausgewählten, über die Texte
von Uhland, Lenau und Eichendorff zum Thema Natur miteinander verbundenen
„Liedern im Freien zu singen“ aus op. 48 und 59 von Mendelssohn
vor allem in den sanften Teilen sehr positiv bemerkbar. Die Diktion und
Tongebung der Männerstimmen war bei diesen A-cappella-Sätzen
besonders klar. (...) Das verhielt sich bei den von Johannes Brahms mit
Klavierbegleitung gesetzten vier Gesangsquartetten op. 92, zweien aus
seinem op. 112 und den drei Gesängen für Chor a cappella op.
42 kaum anders, wobei in den Quartetten der Pianist Hilko Dumno eine sichere
Stütze war und sich die Kantorei im Fortissimo noch kräftiger
und geschlossener aufschwang.
Zwischen Brahms und Mendelssohn stand ein Frühwerk eines Vertreters
der Zweiten Wiener Schule, das - trotz heftigen chromatischen Waberns
- noch deutlich der Romantik verbunden ist: der Doppelkanon für vierstimmigen
gemischten Chor „Entflieht auf leichten Kähnen“ nach
Stefan George, den der 25 Jahre alte Anton Webern 1908 schrieb und, nach
der Passacaglia für Orchester op. 1 aus demselben Jahr, als sein
Opus 2 gelten ließ. Noch drei Jahre jünger war Karlheinz Stockhausen,
als er 1950 als Schulmusikstudent seine „Chöre für Doris“
komponierte. Und den unbefangen-spaßigen, relativ schlicht und erweitert
tonal klingenden Satz „Armer junger Hirt“ daraus hätte
man unwissend sicher kaum dem großen „Licht“-Guru zugeschrieben.
Ein wirkungsvoller Abschluß des bunten (...) Programms waren die
„Trois chansons“, die Maurice Ravel als Werke unbeschwerten
Charakters im Winter 1914/15 noch vor seinem freiwilligen Militärdienst
im Ersten Weltkrieg schrieb: von den „drei schönen Paradiesvögeln“
samt klangvollem Solo-Sopran einer Choristin und sanfter Chorvokalise
bis zur präzis umgesetzten Rhythmusstudie im „Ronde“.
20.07.2005, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Brahms, Schicksalslied, Ein deutsches Requiem
Zwei hochromantische, anspruchsvolle Chorwerke von Johannes Brahms erklangen
am Samstagabend unter Mitwirkung der ausgezeichneten Frankfurter Kantorei,
dem auf hohem Niveau spielenden Neuen Rheinischen Kammerorchester und
den hervorragenden Gesangssolisten Konrad Jarnot (Bariton) und Vasiljka
Jezovsek (Sopran) unter der Leitung von Winfried Toll im Dom.
[zum Schicksalslied] Sowohl die Frankfurter Kantorei als auch das Orchester
musizierten hier mit großer Transparenz. Furios und sprunghaft,
melodisch wie rhythmisch, erklang der zweite Teil. Musik und Text gingen
Hand in Hand (...)
[zum Requiem] Strahlend, stellenweise ekstatisch, aber auch traurig und
düster erklang die Komposition. Das Dirigat von Winfried Toll bestach
durch eine geschlossene, emotional bewegende Interpretation, die auch
Passagen im vibrierenden Fortissimo zuließ. Die Frankfurter Kantorei
beeindruckte mit einem hellen, klaren Klang. Die einzelnen Stimmgruppen
entfalteten sich hörbar differenziert.
05.03.2005, Wetzlarer Neue Zeitung
(...) Winfried Toll gelang der Bogen vom Leid zur Freude,
vom beklemmenden Eingangschor bis zum erlösten „Selig sind
die Toten“; einfühlsam und präzise führte er die
Linien des Kammerorchesters aus Köln und vor allem des Chores, der
sehr fein und mit vorbildlicher Artikulation sang.
08.03.2005, Frankfurter Neue Presse
„Schicksallos, wie der schlafende Säugling,
atmen die Himmlischen“; die leidenden Menschen aber werden blindlings
von Klippe zu Klippe geworfen. Diesen Gegensatz, den Hölderlin in
dem „Schicksalslied“ in seinem Briefroman „Hyperion“
mit großer Sprachgewalt in drei Strophen entwickelte, hat Brahms
in seiner Vertonung des Liedes für Chor und Orchester op. 54 herausgestellt.
Weich, sanft und in weiten Bögen ruhig fließend gestalteten
das Neue Rheinische Kammerorchester und die Frankfurter Kantorei unter
ihrem Leiter Winfried Toll in der Dreikönigskirche daher treffend
den Beginn, um dann mit den antithetischen Versen ein Tosen zu entfesseln.
(...)
Zugleich war damit en miniature der musikalische Verlauf
seiner nur wenig älteren Komposition „Ein Deutsches Requiem“
op. 45 nachgezeichnet, wie die direkte Gegenüberstellung der beiden
Werke hier zeigte. Und gerade diese Rahmenteile gelangen dem Frankfurter
Konzertchor ausdruckskräftig. Schon im Eingangschor schwang in dem
weichen, ruhig–meditativen Vortrag die Erlösungshoffnung mit:
„Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet
werden“ und „Die mit Tränen säen, werden mit
Freuden ernten“ - das korrespondierte unter der großen Klammer
der Darstellung deutlich mit den Schlußversen („Selig sind
die Toten, die in dem Herrn sterben“). Von der Vergänglichkeit
kündeten Chor und Orchester aber auch ganz anders, wobei sie ein
breites dynamisches Spektrum abdeckten, unter mächtigem Paukendonner
aufwallend bei der Stelle „Denn alles Fleisch, es ist wie Gras“.
18.03.2005, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Mozart, Requiem
Die auf die Tempovorgaben des Dirigenten anscheinend optimal eingestellten
Sängerensembles von Frankfurter Kantorei und Figuralchor Frankfurt
mußten kein einziges Mal animiert werden, so daß nach dem putzmunteren
interpretatorischen Ansatz ohne Heulen und Zähneklappern dem Hörer
auch die letzte Möglichkeit zur Wahrnehmung von Höllenqual in
Gestalt permanenten Antreibens und Aufpeitschens der Stimmassen genommen
war. (...)
Wie die glänzenden Chöre, so leistete auch das Frankfurter
Museumsorchester seinen Beitrag zur Hellsicht des letzten Mozartwerks
und ebenso waren die Solisten entschieden mit von der Partie: Britta Stallmeister
mit zarten Sopranspitzen, Jenny Carlstedt mit rundem Alt, Markus Schäfer
mit ungewöhnlichen Tenorexaltationen und Simon Bailey mit einem wahrhaft
profunden Baß.
25.10.2004, Frankfurter Rundschau
(...) Eine andere Form des Glücks ist, so seltsam das klingt, Mozarts
„Requiem“ (in der vervollständigten Süßmayr-Fassung).
Nichts Schwerblütiges kennzeichnet das Werk, vielmehr atmet es noch
alle Lebenskraft und eben Glaubensfreude. Paolo Carignani hat sich, um das
nicht zu beeinträchtigen, eher auf eine zusätzliche Portion Sanftmut
verlassen, freilich den beiden Chören (Figuralchor und Frankfurter
Kantorei) schon klingende Lebenskraft abverlangt – und bekommen. Das
gut abgestimmte Solistenquartett (Britta Stallmeister, Jenny Carlstedt,
Markus Schäfer, Simon Bailey) paßte sich vorzüglich ein.
25.10.2004, Frankfurter Neue Presse
(...) Mozarts Requiem d-Moll KV 626, das den zweiten Teil des Programms
ausmachte, interpretierte Carignani hingegen in behutsamer Annäherung
an die historische Aufführungspraxis in einem auffallend hell timbrierten,
alles Pastose vermeidenden Klanggewand. Auch bei Mozart brachte er eine
scharf profilierte Kontrastdramatik ins Spiel, die er jedoch nicht so
zugespitzt ausformulierte wie manche Vertreter der Originalklangbewegung.
Interessant, wie selbst ein mit mehr als 100 Mitgliedern
großbesetzter Auswahlchor aus Frankfurter Kantorei (Einstudierung:
Winfried Toll) und Figuralchor (Alois Ickstadt) keinerlei Schwerfälligkeit
einbrachte, so daß auch im kleinbesetzten Orchester der schlanke
Tonfall gewahrt bleiben konnte.
25.10.2004, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Dvořák, Stabat Mater
Die Wiedergabe des umfangreichen Werks war nicht nur akkurat und präzise,
sondern vor allem der Intention sowie dem Rang und der Qualität der
Musik angemessen. (...)
Man darf glücklich und dankbar sein, daß Winfried Toll das
Werk am Freitagabend zu einem Erlebnis der besonderen Art werden ließ.
Ausführende waren das vorzüglich singende Ensemble der Solisten,
welchem Heidrun Kordes, Sopran, Kathrin Hildebrandt, Alt, Matthias Klink,
Tenor, und Johannes Mannov, Bariton, angehörten. Es war mit ihnen
ideal besetzt.
Nicht minder kompetent musizierten die Damen und Herren der Frankfurter
Kantorei sowie die Instrumentalisten des Württembergischen Kammerorchesters
Heilbronn. Von ihnen, den Vokalisten, war zu vernehmen was verlangt werden
kann und muß: Eine gut sitzende Stimme, ein tadelloses Gehör,
Taktfestigkeit, eine richtige Sprachbehandlung wie Stimmbildung, eine
reine Intonation, die notwendige musikalische Intelligenz und eine geradezu
schwingende Elastizität des Körpers.
20.06.2004, Weilburger Tageblatt
Mahler, 2. Symphonie
Im gewaltigen Finale gesellte sich mit der Sopranistin Elena Pankratowa
eine auch in höchsten Klangsphären noch leuchtkräftige
Stimme hinzu, bevor die vier großen Frankfurter Chöre - Cäcilienverein,
Singakademie, Kantorei und Figuralchor - zu einer vokalen Kraft ausholten,
gegen die alle Posaunen aus Jericho den gleichen Ort als eine Art Flüstergalerie
erscheinen lassen müßten.
13.06.2004, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Bach, Weihnachtsoratorium, Kantaten I, II + VI
Toll interpretierte nicht - wie sonst üblich - die ersten drei der
sechs Kantaten, sondern die erste, zweite und sechste. (...) Der Chor
sang sauber und stimmstark. Die offensichtliche jahrelange Beschäftigung
mit diesem Standardwerk der Chorliteratur war stets zu spüren.
14.12.2003, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Strawinsky, Psalmensymphonie und Beethoven, C-Dur-Messe
[zur Psalmensymphonie:]
Eine fremd wirkende Musik auch heute, nur mit Bläsern, Klavier, Pauken
und den tiefen Streichern so gar nicht passend zu den beiden dicken Stummelkerzen
samt Blumengesteck und nett bestickter Tischdecke auf den Mahl-Altären
unserer Gotteshäuser. Die Alte Oper am Volkstrauertag also keine
sakralfolkloristische Wärmestube: „et de precationem meam“
- „und höre mein Schreien...“
Die Klänge der Instrumente des Frankfurter Museumsorchesters sowie
der Stimmen des Figuralchors Frankfurt und der Frankfurter Kantorei waren
dunkel-glänzend in geradlinigen und ganz unbewegten Konturen; Farben
wie auf einer Ikone, von denen Strawinsky einige besaß.
Für solch bitter-süße Raffinessen ist die Akustik im
Großen Saal des Frankfurter Musentempels allerdings denkbar ungeeignet
und Sylvain Cambreling (...) tat gut daran, die klangfarblichen Reize
nicht dem Mischungsvermögen des Raums anzuvertrauen, sondern unmittelbar
in der dissonierenden Akkordbildung herauszuarbeiten. Das gelang vorzüglich,
und auch die einhundert Choristen meisterten die intonatorisch heiklen
Einsätze.
(...)
[zur Beethoven-Messe:]
Jetzt, im Klangdessin einer klassischen Messkomposition, waren die Chöre
von ihren hohen Plätzen herab bestens zu hören: unangegriffen
und schwindelfrei wurden die strahlenden Höhenlinien bewältigt,
waren die fundamentierenden Männerstimmen klar und fest gefügt.
17.11.2003, Frankfurter Rundschau
Gleich zwei Frankfurter Chöre - Figuralchor und Kantorei - waren
klangmächtige Partner und trugen zum Erfolg der Aufführung ebenso
bei wie ein homogenes, mit Alexandra Coku (Sopran), Hannah Minutillo (Mezzosopran),
Rainer Trost (Tenor) und Roland Bracht (Baß) besetztes Solistenquartett.
Die Chöre brillierten außerdem in Igor Strawinskys Psalmensinfonie,
deren im Vergleich zu Beethoven weit archaischerer Charakter von Cambreling
entsprechend scharfkantiger herausgearbeitet wurde.
17.11.2003, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Geistliches Konzert in der Dreikönigskirche
Mit Winfried Tolls 1997 entstandenem Chor- und Orchesterwerk „...und
hat über uns Gewalt“ erwies sich die Frankfurter Kantorei neben
der Frankfurter Kapelle als würdiger Interpret solch komplex mathematisch
und architektonisch durchdachter zeitgenössischer Musik wie die ihres
künstlerischen Leiters. (...)
Dahingegen wirkte Knuth Nystedts „Immortal Bach“ für
Chor a cappella geradezu einfach konzipiert. Fünf auf Emporen und
Altarraum verteilte Chorgruppen intonierten mit unterschiedlichen Längen
die Zeilen des Bach-Chorals „Komm süßer Tod“: In
dieser von Winfried Toll sensibel ausbalancierten klanglichen Dreidimensionalität
schien den Zuhörern das Zeitgefühl abhanden zu kommen: Mit enormer
Ruhe und Ausdauer gelangen der Kantorei Momente tief empfundener Klangspannungen,
die sich immer wieder auf den Fermaten der Zeilenschlüsse erholsam
auflösten.
09.03.2003, Frankfurter Rundschau
Brecht/Weill, Musik aus der Dreigroschenoper
Niemand kann sich dem Charme der Situation entziehen, wenn im Großen
Saal des schönen Gründerzeit-Baus am Frankfurter Opernplatz zwischen
all den Bank-Hochhäusern ein ausgezeichneter Chor aus Mitgliedern der
Frankfurter Kantorei und (unter anderem) eine wunderbare Barbara Sukowa
mit einer grandiosen Fähigkeit und Kraft zum Pathos ins Publikum singen
(...)
09.11.2002, Frankfurter Rundschau
„Der Himmel lacht, die Erde jauchzet“
Die Frankfurter Kantorei gestaltete unter dem Motto „Der Himmel lacht,
die Erde jauchzet“ ein vielseitiges Konzert im Sendesaal des Hessischen
Rundfunks. Die unterschiedlichsten Richtungen der Chorliteratur waren vertreten.
Bruckners „Ave Maria“, das am Beginn stand, wies jedenfalls
auf das Selbstbewußtsein des von Winfried Toll geleiteten Chores hin.
Bei einem weniger konzentriert agierenden Ensemble könnte so etwas
schon mal in die Binsen gehen, aber hier wie auch in John Taveners 1986
entstandenem Magnifikat bewies der Chor große Professionalität
und feines rhythmisches Gespür. (...)
Im zweiten Teil gesellte sich das Klavier zu der Kantorei. Der 2000
entstandene Liedzyklus von Jonathan Dove „The Passing of the Year“
stellte den Jahreslauf in bildhafter und blumiger Weise vor. Besonders
hübsch erschien das poetische Frage/Antwort-Spiel „Antworte
mir, Juli!“ nach einem Gedicht von Emily Dickinson. Brahms' leidenschaftliche
Liebeslieder-Walzer bedeuteten Schluß- und Höhepunkt des Konzertes
zugleich. Die beiden Pianisten Fritz Walther und Hilko Dumno gaben dem
Chor eine stabile, feurige Grundlage. Und Lieder wie „Am Gesteine
rauscht die Flut“ oder „Ein kleiner hübscher Vogel“
blieben dem Zuhörer noch lange im Gedächtnis haften.
02.10.2002, Frankfurter Neue Presse
[Die] Komposition „Ter astvats“ (...), die die Frankfurter
Kantorei im Vorjahr bei dem 1939 geborenen Armenier Tigran Mansurjan in
Auftrag gegeben hatte (...) vertont nur den titelgebenden Ausruf („Herr
Gott, Gott aller“) und überzeugte durch den sakralen Ernst
und die Perfektion des Vortrags.
Unter ihrem Leiter Winfried Toll zeigte sich die Kantorei überhaupt
sehr gut disponiert. So schlossen sich drei Chöre aus Leonard Bernsteins
Schauspielmusik zu „The Lark“ von Jean Anouilh unvermittelt,
aber in ebenso tadelloser Ausführung an.
01.10.2002, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Der Titel des Konzerts der Frankfurter Kantorei, „Der Himmel lacht,
die Erde jauchzet“, entsprach tatsächlich der Wetterlage über
dem HR-Sendesaal und auch der Stimmung des Chores, der die erste Hälfte
des Programms a cappella bestritt.
Drei Chöre aus der Schauspielmusik zu „The Lark“ von
Jean Anouilh in der Vertonung durch Bernstein (1955) waren (...) kurzweilig
durch ihre Rhythmik und die Anweisung des Komponisten, den letzten Chorsatz
unisono durch Pfeifen zu beschließen. Die dabei von der munter pfeifenden
Kantorei erzielte Treffsicherheit verstärkte den positiven Eindruck
von der Vielseitigkeit des Ensembles.
Was der Chor wirklich zu leisten im Stande ist, konnte er erst in der
zweiten, vom Klavier begleiteten Programmhälfte vorführen. Zunächst
wurde von Jonathan Dove (geboren 1959) ein längerer, prunkvoller
Zyklus aufgeführt, „The Passing of the Year“. Die Frankfurter
Kantorei durfte und mußte in schönen Klängen schwelgen,
was ihr ausgezeichnet gelang. Fritz Walther, Hauspianist beim HR, unterstützte
das geschäftige Treiben mit der bei ihm gewohnten Zuverlässigkeit.
Man wagt es kaum zu sagen: Das kompositorisch wertvollste Werk des Nachmittags
waren Brahms' Liebeslieder-Walzer op. 52. Hier, beim Auskosten des Dreivierteltaktes,
zeigte die Kantorei professionelles Profil, und Walther hatte in Hilko
Dumno einen kompetenten Walzer-Partner für die tiefen Lagen des Flügels.
Die solchermaßen beflügelten Brahms-Walzer bekamen denn auch
den lebhaftesten Beifall.
01.10.2002, Frankfurter Rundschau
„Die Zigeuner sind da“
Das Programm (...) paßte in die besondere Freiluft-Atmoshpäre
im Renaissancehof des Weilburger Schlosses. Vogelgezwitscher bereicherte
die elf Zigeunerlieder von Johannes Brahms (op. 103). Die verschiedenen
Facetten der romantischen Auffassung von Fremdländischem brachte die
Frankfurter Kantorei, die Winfried Toll seit 1997 leitet, mit Brahms besonders
plastisch zum Ausdruck: Bei „Röslein dreie in der Reihe blühn
so rot“ präsentierte der homogene Klangkörper eine fein
gezeichnete volkstümliche Melodie, in der sich Frauen- und Männerstimmen
über dem Pizzikato der Streicher der Polnischen Kammerphilharmonie
abwechselten. Im Gegensatz dazu, aber ebenso schlüssig vorgetragen,
stand „Horch, der Wind klagt in den Zweigen“ in dem die Musiker
weite Melodiebögen spannten und der Chor voluminös auftrat.
04.07.2002, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Bach, Matthäuspassion
Mit der Frankfurter Kantorei unter Leitung von Winfried Toll erlebte man
in der Reihe der hp-Konzerte im Großen Saal der Alten Oper nun gleichsam
eine „kontemplative“ Matthäus-Passion. Gelegentlich ein
wenig an Mendelssohn erinnernder, wunderbar homogener, warmer Ensembleklang
zeichnete den traditionsreichen Frankfurter Chor an jenem Abend aus. Winfried
Toll, als Nachfolger von Wolfgang Schäfer seit 1997 Leiter der Kantorei,
formte den Klang mit suggestiver Gestik (...) Durchgängig nahm man
eine meditative Ruhe verströmende Interpretation wahr. (...)
Eine stimmungsvolle Aufführung von hoher Ensemblekultur.
17.03.2002, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
Tatsächlich hat Winfried Toll es fertiggebracht, die unglaubliche
Vielschichtigkeit dieser Passion klingen zu lassen. Was sich hier zwischen
Solisten, Chor und orchestraler oder instrumentalsolistischer Begleitung
auf mehreren Klangebenen gleichzeitig abspielt, ist zwar in Bachs Passion
aufs Kunstvollste verwoben, aber nicht immer so deutlich hörbar.
(...) Toll läßt nichts von dem zur bloßen Demonstration
von Kunstfertigkeit verkommen, sucht einen natürlichen, eher leisen
Tonfall (...)
Der Frankfurter Kantorei dankte man den gefügig leichten, klaren
und leuchtenden Ton
12.03.2002, Frankfurter Neue Presse
Es ging in dieser Ausdeutung um den schwachen, nicht aber den verdammten
Menschen. Toll bewies für diesen Aspekt des theologisch-musikalischen
Gehalts viel Verständnis - und damit für den rhetorischen Charakter
des Werks. Eine Interpretation baute sich im Verlauf der gut drei Stunden
auf, die den Blick der durch Jesu Leiden erlösten Menschheit zuwandte.
Chor und Bachsolisten agierten federnd und leichtgängig. Die von
Bach an die Interpreten über die Technik hinaus aufgeworfenen Probleme
wurden schön gelöst.
13.03.2002, Frankfurter Rundschau
REX TREMENDAE
(zu Purcell/Sandström): Die Frankfurter Kantorei sang beide Chorwerke
in gewohnter Gesangsqualität - vollkommen schlackenfrei, voluminös
und klangschön.
Die immer wieder gerühmte Sicherheit und Flexibilität der
Chorsänger gerade bei Werken der zeitgenössischen Musik bewährte
sich wieder einmal in der eindrucksvollen Interpretation des Requiems
von Erkki-Sven Tüür (geboren 1959). Winfried Toll dirigierte
Hieke Meppelink und Simone Brähler (Sopran), Beat Duddek (Altus),
Pere Llompart (Tenor), Markus Flaig (Baß), die Frankfurter Kantorei
und die Frankfurter Kapelle mit eminenter Eindringlichkeit. In der 1994
abgeschlossenen und 1996 veröffentlichten Partitur vereinigen sich,
nach Tüürs Angaben, die gegensätzlichen Stile der atonalen
sowie tonalen Komponisten mit der Schule der streng-systematisch konstruierten
Musik. Beide Klangwelten waren in Tolls intensiver Darstellung sehr anschaulich
präsent.
03.12.2001, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Rossini, Petite Messe Solennelle
Die von Winfried Toll souverän geleitete Kantorei zeigte die Vielgestaltigkeit
des Werkes auf. Besonders im „Kyrie“ gelang es dem Ensemble,
den Kontrastreichtum der drei Strophen plastisch darzustellen. Immer wirkte
der Chor geschlossen, die Intonationen sicher und geschmeidig.
13.06.2001, Frankfurter Neue Presse
Die in der Erarbeitung von A-Cappella-Gesängen versierte Kantorei
konnte ihre intonatorische Sicherheit bei dem Doppel-Kanon „Christe
Eleison“ aus dem Kyrie zeigen.
18.06.2001, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Verdi, Attila - konzertante Aufführung
Ein großer Abend für Frankfurts Opernchor und die Frankfurter
Kantorei. Die gegensätzlichen Klangfarben von friedlichen Einsiedlern,
dräuenden Druiden und christlicher Heilsbotschaft - Paolo Carignani
mit dem Museumsorchester modelliert monumental, dann zart eine grandiose
Klangarchitektur. Die Sturmszene, gefolgt von Lagunen-Dämmerung mit
Glocken und Chorgebet prägt sich ein. Eine Ausgrabung, die zum gefeierten
Sängerfest wird.
20.02.2001, Allgemeine Zeitung, Mainz
Für den monumentalen Stil dieses Werkes hat der Chor der Oper Frankfurt
(Leitung: Andrés Máspero) von der Kantorei Frankfurt (Leitung:
Winfried Toll) Verstärkung erhalten. Beide Chöre vereinten sich
zu einem wohlklingenden Ganzen.
Feburar 2001, Birgit Popp, opera.medianotes.com
Verdi, Quattro pezzi sacri
Der Dirigent Paolo Carignani forderte dem Museumsorchester und dem Riesenchor
aus Frankfurter Kantorei, Konzertchor Darmstadt und Mitgliedern der Frankfurter
Singakademie ein hohes Maß an dynamischer und klanglicher Delikatesse
ab. Aus partiturgenau feingestuften Werten bis hinab zum dreifachen Piano
waren Steigerungen organisch entwickelt; Kontraste - vor allem im abschließenden
Tedeum - wurden profiliert, ebenso klangmalerische Episoden im Stabat Mater.
07.02.2001, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Die Chöre (Frankfurter Kantorei, Konzertchor Darmstadt und Frankfurter
Singakademie) hinterließen schon im harmonisch äußerst
heiklen Ave Maria einen hervorragenden Eindruck.
06.02.2001, Frankfurter Rundschau
Das Stabat Mater war als klingendes Drama intensiv zu erleben:
Zwischen Tod und Verklärung gab es für den Chor viele Farben.
Das Te Deum, keineswegs nur ein doppelchöriger Jubel, sank
am Ende aus aller Pracht in effektvollem Flehen zusammen.
05.02.2001, Frankfurter Neue Presse
Bach, Weihnachtsoratorium, Kantaten I-III
Winfried Toll dirigierte die ungefähr 70 sehr guten Sänger der
Frankfurter Kantorei. (...) gefiel bei Winfried Toll, wie leicht und geschmeidig,
eben auf den Barockklang der Instrumente abgestimmt, er den Chor einsetzte,
durchaus in stark angezogenem Tempo, in dem sich aber auch grazile Klänge
nachvollziehen ließen. Es schien, als würde er die einzelnen
Sätze durchkneten, auch auf ihre Intimität hin und auf die Bedeutung
der einzelnen Worte. Das schuf Farbe im Ablauf. Die Choräle setzte
er dem in geradezu unglaublicher Ruhe entgegen.
17.12.2000, Frankfurter Neue Presse
Beethoven, Missa Solemnis
Die Missa Solemnis (...) stellt höchste Anforderungen an alle Ausführenden.
Sie verlangt alles in puncto Durchstehvermögen - beim Chor auch im
eigentlichen Sinne des Wortes -, Spannung und Intensität, Dynamik sowie
Intonationsreinheit und fordert ausgedehnt extrem hohe Stimmlagen bei den
Sängerinnen und Sängern. Beethoven macht es letzteren nicht einfach.
Die renommierten Chöre „Frankfurter Kantorei“ und „Camerata
vocale Freiburg“, vereinigt zu einem über hundertzähligen
Chor (...) unter der kompetenten Leitung von Winfried Toll bewältigten
die gewichtige Aufgabe mit Bravour. Die gute Balance zwischen den einzelnen
Stimmen sowohl im Solistenquartett wie auch bei den Chorstimmen mit dem
Orchester machte das wuchtige Werk zu einem vollkommenen Hörerlebnis.
05.06.2000, Schaffhauser Zeitung
Das Brausen am Beginn der „Gloria“-Etappe erreichte geradezu
pfingstliche Dimensionen. Winfried Toll hatte das „Allegro vivace“
extrem zugespitzt, das Tempo an die Grenze des Machbaren geführt.
Die „Gloria“-Überhöhung bildete eines der Zentren
dieser prächtigen Interpretation von Beethovens „Missa Solemnis“
durch die beiden Toll-Chöre Camerata Vocale Freiburg und Frankfurter
Kantorei. (...) Und doch spürte man im Freiburger Konzerthaus, daß
der souveräne Dirigent und die Seinen stets sehr genau hingesehen
hatten. Über nichts wurde da hinweggesungen. (...) Der vom Komponisten
nicht nur im polyphonen Bereich geforderte Chor hinterließ bei diesem
Beethoven-Unternehmen den besten Eindruck. Alles gelang. Die Leichtigkeit,
die Reinheit, die Beweglichkeit und Höhensicherheit - man konnte
ins Schwärmen geraten. Toll, der Frankfurter Chorprofessor, zeigte
sich als ein Dirigent, der den Klang nicht nur realisiert, sondern immer
auch sehr subtil formt.
06.06.2000, Badische Zeitung
Der Wechsel der Zeitmaße zwischen den Abschnitten, die Homogenität
des Chorklangs, die Transparenz der Stimmenführung, die wechselnde,
dabei immer plastische Farbgebung im Orchester - immer hat man den Eindruck,
ein „perfektes“ Bild von der Musik zu bekommen. Aber es ist
keine kalte Perfektion. Die Chorstimmen sind gleichsam vollgesogen mit
Energie, und die Leuchtkraft der Klangfarben im Orchster meint man so
nie vernommen zu haben.
07.06.2000, Schwarzwälder Bote
Bach, Johannespassion
Ein Musterbeispiel an Homogenität lieferte (...) Tolls Frankfurter
Kantorei. Die insgesamt 66 Sängerinnen und Sänger intonierten
nicht nur stets sauber, sondern setzten Tolls Konzept einer im Gesamtduktus
leichten, pulsierend beschwingten, transparenten und dynamisch kontrastreichen
Barockgestik um.
04.04.2000, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Beste Produktivkraft dafür war die Frankfurter Kantorei, mittelstark
besetzt, beweglich und exakt im Klang, bei aller Plastizität und
Charakteristik mit einer unüberhörbaren Ausstrahlung von gleichsam
professioneller Coolness.
04.04.2000, Frankfurer Rundschau
So gewinnt die Passion an Leben, umso mehr, als Toll der Musik einen
Bewegungsablauf abfordert, der unmittelbar verständlich ist. Nur
zwei von vielen Beispielen: Die Sopranarie „Ich folge dir gleichfalls“
gleicht einem Perpetuum mobile immer neuer Anläufe; die Choreinwürfe
„Sei gegrüßet, lieber Judenkönig“ sind im
Staccato-Rhythmus der blanke klingende Hohn. Makellos, in weichem, geschlossenen
Gesamtklang, hat wieder die Frankfurter Kantorei gesungen.
05.04.2000, Frankfurter Neue Presse
O schöne Nacht - Romantische Klänge von Brahms bis Ligeti
Die Frankfurter Kantorei, ihre Stimmbildung, Klangschönheit und trainierte
Stilsicherheit loben heißt: Eulen nach Athen tragen. Tragen wir sie
trotzdem, in heller Begeisterung über ein ausgesprochen reichhaltiges
Programm, das allerhand auch national bedingte Facetten des romantischen
Klangs aufleuchten ließ.
09.11.1999, Frankfurter Neue Presse
(...) ein lohnenswerter Abend abseits ausgetretener Repertoirepfade.
10.11.1999, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Charles Ives, „4. Symphonie“, zusammen mit dem Ensemble
Modern Orchestra unter der Leitung von John Adams
Mit sicherer Hand lenkt und koordiniert Adams den großen Apparat
(...) vor allem im pluralistischen Getön der Vierten Symphonie von
Charles Ives (...), deren Maestoso-Kopfsatz zudem noch von einem erhabenen
Chorsatz durchflochten wird (bestens intoniert von der Frankfurter Kantorei).
04.09.1999, Frankfurter Rundschau
Adams verstand es prächtig, die „Botschaft“ dieses
kolossalen Werkes als humanistische „Volksrede“ hinüberzubringen:
den in einen fast impressionistischen Klangteppich eingebetteten Choral
„Watchman“ im ersten Satz (sehr delikat und klangschön
die Sänger der Frankfurter Kantorei), den kakophonischen Zirkusklang
des irdischen Getümmels im zweiten Satz, die danach fast provokativ
„akademische“ Fuge im dritten und schließlich die transzendentalische
Vision eines utopischen himmlischen Jerusalem im vierten Satz.
06.09.1999, Bremer Nachrichten
Vertonungen von Goethe-Gedichten a cappella beim Festakt zur Verleihung
des Goethepreises der Stadt Frankfurt am Main an Siegfried Lenz
Von der Empore des Saals herab ließen die Sängerinnen und
Sänger der Frankfurter Kantorei acht der in Liedgut verwandelten
Gedichte Goethes erklingen. Milde gestimmt, wie es Ort und Gelegenheit
geziemte, hätte vielleicht sogar ihr Schöpfer an diesem Tag
alle Vorbehalte gegen die Vertonung seiner Lyrik fahren lassen.
28.08.1999, Neue Zürcher Zeitung
Mendelssohn, „Der 42. Psalm“
Mozart: „Messe in c-moll“ KV 427
Nicht weniger Begeisterung verdiente die bestens präparierte Frankfurter
Kantorei, die zuvor schon in Mendelssohns Kantate „Wie der Hirsch
schreit“ eine überzeugende Leistung geboten hatte.
29.06.1999, Frankfurter Allgemeine Zeitung
(zu Mendelssohn) Die Frankfurter Kantorei bewies im Verlaufe des Stückes
stimmliche Präsenz und Ausgeglichenheit in allen Stimmlagen. Glanz
ohne Übertreibungen von Tenören und Sopranen gefielen genauso
wie die Wärme und das Fundament der Altstimmen und Bässe. Winfried
Toll legte Wert auf eine klangschöne Interpretation, wozu er dem
Streicherapparat dichten Klang entlockte und die Bläser anspornte,
freudigstrahlende Glanzlichter zu setzen.
(zu Mozart) Der Chor, wiederum spannungsreich, engagiert und sicher
von Winfried Toll geführt, meisterte vor allem das „Qui tollis“
in ausdrucksstarker Art und Weise. Über dem rhythmischen Orchesterpart
entwickelte sich ein großartiges Klangbild mit souverän gestalteter
Chromatik. Prunkvoll auch die Fugen im „Quoniam“ und den beiden
„Osanna“.
30.06.1999, Wetzlarer Neue Zeitung
A cappella und Orgel
Ein besonderes Ereignis für Freunde sakraler Chormusik - so konnte
man, ohne übertreiben zu müssen, das Konzert bezeichnen (...)
Vier kleine Motetten über gregorianische Gesänge von Maurice
Duruflé machten den Anfang. Schon sie ein Motto für die ganze
Stunde: atmosphärisch dicht sind die Texte vertont, der volle, runde,
dabei höchst modulationsfähige Klang des Chores erweckt sie
zu eindrücklichem Leben.
Doch erst im Zusammenhang mit sauberer Intonation und geschliffener
Aussprache entstehen jene faszinierenden Klanggebilde, die hier die Bonifatiuskirche
von innen zu beleuchten schienen. Verdis „Pater noster“ ließ
den Komponisten gewaltiger Opernchöre vergessen, statt dessen eine
fast kammerchorisch filigrane Struktur entstehen. Wie ein wohl abgestimmtes
Orchester war die Frankfurter Kantorei auch im Zusammenspiel mit der Orgel
in Langlais' „Messe Solennelle“ oder den „Litanies à
la Vierge Noire“ zu erleben.
22.03.1999, Wiesbadener Kurier
Das Programm mit selten zu hörenden französischen Werken aus
dem 19. und 20. Jahrhundert entfaltete durch die ausgefeilte Darbietung
der Frankfurter Kantorei und des Organisten Gabriel Dessauer in St. Leonhard
eine Wirkungskraft, die die hohen Erwartungen noch überstieg. (...)
In der glutvollen Interpretation erschienen die kunstvollen Sätze
zeitlos gültig. (...) Von mystischem Ausdruck waren die Litanies
a la Vierge Noire für Frauenchor und Orgel von Francis Poulenc. Das
Spannungsverhältnis zwischen dem relativ konsonanten Part der im
Chorraum postierten Sängerinnen und dem dissonanten Orgelpart kam
in sauberem Zusammenspiel bestens heraus. (...) Ruhepunkte am richtigen
Platz bildeten die orgelgestützten Sätze „Salve Regina“
und „Ave Maria“ opus 67, 1 und 2 von Faure in ihrer schlichten
Frömmigkeit.
24.03.1999, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Bach, Weihnachtsoratorium, Kantaten IV bis VI
Die Spielgesten waren exponiert und brachten Luft in den Instrumentalsatz,
was Details genauso wie übergreifende Gestaltungselemente plastisch
machte. Kein historischer, sondern ein moderner Effekt war die Folge:
strukturelle Dichte wurde unter Winfried Tolls Leitung hörbar, und
ein gestaltreicher Ausdruck auch in den Klangverläufen, die man eher
als schleifende Untermalungen kannte.
Zur Sternstunde der fabelhaften Frankfurter Kantorei wurde die Polyphonie
von „Ehre sei dir, Gott, gesungen“, wo die Motive Rufen gleich
durch den Stimmenraum sprangen und sich auf kunstvollste und doch wie
beiläufig wirkende Weise zu erhebender Größe verdichteten.
Daß sich fern aller Überzuckerung oder Überwältigungsmotorik
in dem Choral „Ich steh an deiner Krippen hier“ inneres Bewegtsein
ergab, war der letzte Beleg dafür, daß man Bach, wie den Gott
in der Krippe, verkleinern muß, um ihn sich nahezubringen. Religiös
und musikalisch scheint das Weihnachtsoratorium dann richtig gestimmt.
22.12.1998, Frankfurter Rundschau
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